In ihren Kriegen griffen die reichen Städte Norditaliens auf Söldnerheere zurück. Einer der Anführer war der Brite John Hawkwood. Dessen „Weiße Kompanie“ veranstaltete 1377 in Cesena ein Blutbad – angestachelt von einem Kardinal.
Fernhandel und Bankgeschäfte hatten die großen Städte Norditaliens im 14. Jahrhundert zu den reichsten Kommunen Europas gemacht. Aber der wirtschaftliche Fortschritt hatte auch seine Schattenseiten: Die Konkurrenz provozierte endlose Kriege, für die zwar genügend Geldmittel zur Verfügung standen, aber keine kampfkräftigen Armeen. Denn die städtischen Milizen waren ungeübt und nicht sonderlich motiviert.
Das machte Italien zum Tummelplatz eines neuen Typs von Unternehmern, den Condottieri, Söldnerführern. Sie hatten ihr Handwerk oft im Dienst west- und mitteleuropäischer Herrscher erlernt und waren nur allzu gern bereit, ihr Können meistbietend zu verkaufen. Der berühmteste dieser Haudegen war ein Engländer: John Hawkwood (circa 1320 bis 1394).
Wahrscheinlich war sein Vater ein Schneider oder kleiner Gutsbesitzer aus Essex, der dem Sohn gerade einmal den Zugang zur Infanterie des Königs von England ermöglichen konnte. Der war seit 1337 im Hundertjährigen Krieg mit Frankreich engagiert, in dem eine neue Waffengattung ihren Aufstieg begann. Hatte bis dahin der adlige Panzerreiter die Schlachtfelder des Mittelalters beherrscht, spielten nun leichte Fußtruppen eine immer größere Rolle. Vor allem die englischen Langbogenschützen bewiesen mit ihren Siegen bei Crecy (1346) und Poitiers (1356), dass sie Rittern deutlich überlegen waren.
Wahrscheinlich war sein Vater ein Schneider oder kleiner Gutsbesitzer aus Essex, der dem Sohn gerade einmal den Zugang zur Infanterie des Königs von England ermöglichen konnte. Der war seit 1337 im Hundertjährigen Krieg mit Frankreich engagiert, in dem eine neue Waffengattung ihren Aufstieg begann. Hatte bis dahin der adlige Panzerreiter die Schlachtfelder des Mittelalters beherrscht, spielten nun leichte Fußtruppen eine immer größere Rolle. Vor allem die englischen Langbogenschützen bewiesen mit ihren Siegen bei Crecy (1346) und Poitiers (1356), dass sie Rittern deutlich überlegen waren.
Auch Hawkwood soll als Bogenschütze im englischen Heer gekämpft haben. Durch einen kurzfristigen Friedensschluss arbeitslos geworden, kehrte er aber nicht mehr in seine Heimat zurück, sondern schloss sich der „Weißen Kompanie“ des Deutschen Albert Sterz an, den er bald in der Führung dieser Einheit ablöste. Zunächst in Avignon, wo seit 1309 die Päpste residierten, bald auch in Italien suchte die Truppe ein Engagement.
Dass sich Hawkwood dort schnell einen Namen machte, hing mit einigen Neuerungen zusammen, die ihn von seinen Kollegen abhoben. Zum einen sorgte er für strikte Disziplin, was er nicht zuletzt durch ordentliche Soldzahlungen erreichte, die er seinen Auftraggebern in Rechnung stellte. Zweitens hatte er bei Poitiers die fürchterliche Wirkung des englischen Langbogens kennengelernt. Rund ein Fünftel seiner bis zu 5000 Mann starken Truppe war damit ausgerüstet. Und zum Dritten scherte er sich wenig um die Kriegsgrundsätze seiner Zeitgenossen, sondern versuchte, seine Ziele mit wenig Blutvergießen, dafür aber ungewöhnlichen Methoden zu erreichen. Das hatte weniger mit Humanität zu tun als mit dem Kalkül, dass seine Männer viel zu wertvoll waren, um sie dem Risiko einer Schlacht auszusetzen.
Dazu gehörte beispielsweise, dass er keine Scheu hatte, nachts anzugreifen oder zumindest seine Leute in Stellung zu bringen, sodass er den Gegner bereits in der Früh überraschen konnte. Oder er ließ das Gerücht verbreiten, jeder Parteigänger der Gegenseite werde niedergemetzelt. Zu Hawkwoods psychologischer Kriegsführung gehörten auch Wettkämpfe vor feindlichen Mauern, die den Gegner von der überlegenen Kampfkraft seiner Truppe überzeugen sollten.
Ausgerechnet ein Kardinal sorgte für eine Ausnahme von der Regel. Papst Gregor XI. hatte Robert Graf von Genf beauftragt, die papstfeindlichen Aufstände in der Emilia niederzuschlagen. Dafür versicherte sich der Kardinal einmal mehr der Dienste Hawkwoods, der zuvor einen Friedensschluss zwischen Vatikan und Florenz vermittelt hatte. Im Winter 1376/77 rückte die „Weiße Kompanie“ gegen die Stadt Cesena nordwestlich von Rimini vor.
Die Lage war schwierig. Versorgungsprobleme nagten an der Disziplin der Söldner, die sich überwiegend aus Bretonen rekrutierten. Zwar hatten sich die Bewohner Cesenas dem Aufstand nicht angeschlossen, verweigerten Hawkwoods Männern aber den Zugang zu ihren Märkten. Als schließlich einige Soldaten von wütenden Cesenern erschlagen wurden, machte Kardinal Robert den Bürgern ein Angebot. Gegen Stellung von 50 Geiseln und Öffnung der Tore würde er von einer Bestrafung absehen, schwor er. Die Städter nahmen an.
Was sie nicht wussten: In einer internen Besprechung kassierte Robert sein Angebot und forderte eine drakonische Bestrafung. Hawkwood widersprach, unterwarf sich aber schließlich der päpstlichen Autorität, vielleicht weil er ahnte, dass er seine Leute kaum würde im Zaum halten können. Den Rest besorgten Roberts Wutreden.
Was am 3. Februar 1377 folgte, hat ein Chronist aus Rimini festgehalten: „Alle Männer, Frauen und kleine Kinder, die sie fanden, wurden hingemetzelt. Alle Plätze füllten sich mit Toten. Tausend starben bei dem Versuch, die Wassergräben um die Stadt zu überwinden. Andere, die durch die Stadttore flohen, wurden von den Bretonen verfolgt, die mordend und raubend weitere Untaten begingen und die schönsten Frauen an der Flucht hinderten und sie stattdessen als Beute nahmen.“
Bis zu 4000 Menschen sollen in diesem Blutbad ihr Leben verloren haben. Immerhin soll es Hawkwood gelungen sein, zahlreiche Bewohner heil nach Rimini zu bringen. Bald löste er seinen Vertrag mit Robert von Genf, trat in die Dienste Mailands und schließlich von Florenz. Dort ernannte man ihn zum „Capitano del popolo“ und ehrte ihn mit einem spektakulären Grabmal im Dom, was einiges über die Akzeptanz seines Berufsstandes aussagt. So wurde der Engländer zum Vorbild für die großen Condottieri der Renaissance.
Auch Robert von Genf machte Karriere. Der Kirchenfürst, der seinen Eid gebrochen hatte, wurde 1378 von einem Frankreich-freundlichen Konklave zum (Gegen-)Papst gewählt, der die französische Mehrheit im Kardinalskollegium sichern sollte. Während Urban VI. in Rom residierte, ging Robert nach Avignon. Damit begann das Große Abendländische Schisma, das erst auf dem Konzil von Konstanz 1417 beendet werden konnte. Der „Henker von Cesena“, wie Robert von Genf genannt wurde, wählte sich übrigens einen erstaunlichen Papstnamen: Clemens, „der Milde“.